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Als Jungbrunnen geplant – als Seniorenheim aktiv


Foto HMTG: Hannover Kröpcke-Uhr


Öffentlich-rechtliche Programme ARD-One und ZDFneo senden am Auftrag vorbei

Das Durchschnittsalter von ARD (DAS ERSTE) und ZDF pendelt verlässlich zwischen 63 und 66 Jahren. Die Marktanteile lagen 2017 in der Altersgrupppe 14 bis 49 Jahren bei 6,6 bzw. 6,1 Prozent (bei den unter 30-Jährigen noch darunter) – und das ist fast die halbe Bevölkerung in Deutschland. Bei den Zuschauern ab 50 Jahren erzielte die ARD gute 14,1 und das ZDF stolze 17,1 Prozent. Angesichts der schlechten Marktanteile bei den Zuschauern bis 49 Jahren, haben die Sender-Verantwortlichen reagiert. Das ZDF hat am 1. November 2009 den ZDFdokukanal durch ZDFneo ersetzt und der war gedacht als eine „öffentlich-rechtliche Programmalternative für 25- bis 49-Jährigen“. Die ARD-Chefs brauchten mehr Bedenkzeit. Erst am 4. September 2016 ging „One“ (EINS FÜR EUCH) als „Zusatzangebot der ARD“ auf Sendung und löste EinsFestival ab. Doch was als Jungbrunnen für ARD und ZDF gedacht war, hat sich erfolgreich als Unterhaltungs-Alternative für ältere Zuschauer etabliert. Und die Erfolge der Zusatzangebote gelingen fast ausschließlich mit Krimis – insbesondere mit Wiederholungen. Eine wahre Krimiflut strömt durch die zwei öffentlichen Kanäle. Am 1. Mai 2018 wurden in 12 von 19 ÖRR-Programmen 23 Krimis und am 15. Juli 2018 in 8 von 19 ÖRR-FS-Programmen 35 Krimis ausgestrahlt. Dabei sind die Krimis, die erst ab Mitternacht begannen, noch gar nicht mitgezählt. Die Schattenseite der Krimiflut lässt sich jedoch am Durchschnittsalter der Zuschauer ablesen: Das beträgt stolze 60 Jahre und damit ist „neo“ streng genommen ein Senioren-Kanal – ebenso der ARD-Ableger „One“, obwohl der im Schnitt ein drei Jahre jüngeres Publikum hat als ZDFneo.

Und immer häufiger kommt es vor, dass ZDFneo die eigentlich viel größeren Konkurrenten ärgert – wie RTL 2, kabel eins und VOX. Reichweiten von mehr als einer Million Zuschauern sind längst alltäglich geworden und mitunter gelingt dem ZDF-Ableger sogar der Sprung über die Marke von zwei Millionen. Alleine innerhalb der vergangenen zwölf Monate war das mehr als 40 Mal der Fall, so dwdl.de vom 10.8.2018. Der aktuelle Sender-Rekord datiert aus dem März, als erstmals die Hürde von drei Millionen Zuschauern gerissen wurde. Genau genommen wurden 3,16 Millionen Zuschauer gezählt – eine Reichweite, von der selbst RTL immer öfter nur träumen kann. Aufgestellt wurde dieser Bestwert übrigens von der Krimireihe „Ein starkes Team“, die auch die beiden weiteren Plätze im Quoten-Ranking von ZDFneo belegt.

Unter den 50 meistgesehenen Sendungen des vergangenen Jahres liegen ausschließlich Ermittler-Reihen, die schon einmal im Hauptprogramm liefen. Das macht ZDFneo zu einem kostengünstigen Quotenbringer, der noch nicht einmal Auswirkungen auf das große ZDF zu haben scheint, das seine Marktführerschaft bekanntlich schon seit Jahren erfolgreich verteidigt. Der Erfolg lässt sich auch an den Marktanteilen für 2017 ablesen: Alle Zuschauer 2,9%, ab 50 Jahren 3,5% – nur bei den 14- bis 49-Jährigen sind es nur 1,8 Prozent. Und doch trägt ZDFneo zur Verjüngung der Senderfamilie bei: In guten Monaten reicht es, um bei den 14- bis 49-Jährigen die Marke von zwei Prozent Marktanteil zu knacken, womit man auf Augenhöhe ist mit privaten Konkurrenten wie Nitro oder DMAX. Immerhin: Mit dem „Neo Magazin Royale“ und der verstärkten Investition in eigene Serien verschafft sich ZDFneo auch abseits der Krimi-Flut ein Profil, zumal es sich bei den fiktionalen Eigenproduktionen meist um Storys handelt, für die im Hauptprogramm eher kein Platz vorhanden ist. Aber auch hier gilt: Wann immer ZDFneo Eigenes versuchte, fielen die Quoten deutlich niedriger aus.

Völlig anders sieht es dagegen bei „One“ aus. Der Marktanteil lag 2017 bei nur 0,6% (gesamt), ab 50 Jahren bei 0,6% und den 14- bis 49-Jährigen bei mageren 0,5 Prozent. Am besten funktionieren auch bei „One“ die Krimis, allen voran „Agatha Christies Poirot“. Wenn die britische Serie läuft, schalten bis zu 980.000 Zuschauer ein. In der Hitliste der vergangenen zwölf Monate findet sich aber auch ein Parallel-Spiel der Fußball-WM ( 860.000 Zuschauer) sowie so manche „Lindenstraße“-Folge. Immer dann, wenn die Serie im Ersten ausfällt, darf sich „One“ freuen – in der Spitze über mehr als 800.000 Zuschauer. Aber auch die sonntäglichen „Tatort“-Wiederholungen oder „Mord mit Aussicht“ zählen zu den verlässlichen Quotenbringern des Senders. Bei den Jüngeren kommen dagegen auch „Sherlock“, „Doctor Who“ oder der ESC gut an. Das Spektrum von „One“ hat keine klare Struktur und reicht von „Tierärztin Dr. Mertens“ über „Sturm der Liebe“ bis hin zu „Hart aber herzlich“ – alles alte Serien.

Es bleibt festzuhalten, dass sowohl ZDFneo als auch ARD-One ihren Sendeauftrag – ein jüngeres Publikum für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erreichen, mit 1,8 bzw. 0,5 Prozent deutlich verfehlt haben. Und bei Kosten aus 2017 von 43,3 Mio. € (neo) und 9,5 Mio. € (One), sollten die 16 Ministerpräsidenten und die Medienpolitiker in puncto Reformen aktiv werden. Diese zwei Wiederholungs-Programme können ohne Qualitätsverlust mit anderen ARD- und ZDF-Programmen zusammengelegt werden. Und statt 19, hätten die Bürger dann immer noch 17 öffentl-rechtl. Fernsehprogramme zur Auswahl. Weniger ist mehr.

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