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Hans-Jürgen Kupka

Ein Krimi ist ein Krimi 


Ulrich Tukur als Felix Murot im TATORT - Foto hr


Jeden Sonntag will die ARD viele Millionen Zuschauer von ihren Krimi-Serien TATORT und POLIZEIRUF 110 überzeugen. Und da eine Folge rd. 1,5 Mio Euro verschlingt, setzen die Hauptverantwortlichen um Programm-Direktorin Christine Strobl auf 8 Mio, 10 Mio Zuschauer und mehr. Voller Erwartung bleiben nach der 20-Uhr-Tagesschau schon aus Gewohnheit die meisten Zuschauer im Ersten Programm. Der TATORT verspricht in der Regel Drama und Spannung für 90 Minuten oder auch mal weniger. Und da die Einsatzorte bzw. Spielorte über die ganze Republik verteilt sind, ein Hoch auf den deutschen Föderalismus, freut sich das ARD-Publikum auch auf die jeweiligen regionalen Besonderheiten im Kriminalfilm.

Doch seit einigen Jahren sind große Teile der Bürger und Zuschauer mit den Krimis (von ARD und ZDF) immer häufiger unzufrieden. Insbesondere am Sonntag erwarten viele Menschen einen Krimi - der auch unter die Haut geht. Aber aus welchen Gründen auch immer, der Sonntags-Krimi ist nicht immer ein Krimi. Verpackt in Verbrecher-Geschichten werden Sozial-dramen aus den Städten, Umwelt-Skandale vom Land, Schicksale von div. Minderheiten-gruppen usw. im Film abgehandelt. Aber auch (Kino-) Geschichten in Wildwest-Manier, aus Science Fiction, Horror und Komödie finden den Weg zum TATORT.

Insbesondere der HR Frankfurt hat sich vom klassischen Krimi verabschiedet. Der LKA-Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) darf sich in jeder neuen HR-Folge in sehr unterschied-lichen Rollen austoben - die zwar filmreif sind, aber nur selten etwas mit einem Krimi zu tun haben. Gestern am 22.10.23, "getragen von starken Bildern – Murot schwimmt in einer Art Ursuppe und träumt philosophierend davon, als Astronaut durch den Weltraum zu gleiten" (Tagesspiegel), war wieder so ein Anti-Krimi. Viele Zuschauer haben umgeschaltet, wenn "Murot in dieser Traumwelt Adolf Hitler begegnet und beim Tyrannenmord selbst ums Leben kommt" (TSP).

Die Rechnungen bekommen ARD und HR montags serviert: Nur 5,95 Mio Zuschauer konnte der HR-Tatort fesseln. Ein teures Minus. Der Wiener TATORT eine Woche zuvor erreichte über 8 Mio! Es ist wohl an der Zeit, in der ARD-Direktion einen Krimi-Gipfel einzuberufen. Christine Strobl und ihre Mitstreiter sollten einmal überlegen, welche Strategie erfolgreicher wäre. Wäre es nicht sehr sinnvoller, den klass. Krimi-Serien TATORT und POLIZEIRUF eine dritte Reihe an die Seite zu stellen? In dieser Spezial-Reihe dürfen sich dann alle Beteiligten mit Krimian-spruch in allen Genres geistreich und mutig austoben. Die Zuschauer wissen dann schon um 20:15 worauf sie sich einlassen. Ein Krimi ist ein Krimi. Oder will der HR Murot im nächsten Halb-Krimi tatsächlich als Weinkönigin in Mainz aufwachen lassen? Mitten im Karneval. Daran hätten nur die Meenzer ihren Spaß.


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