Der ARD-Verbund mit 9 Landesrundfunkanstalten (LRA), er produziert 19 FS- und 78 HF-Programme und div. Online-Angebote, ist nicht nur ein publizistischer Riese sondern auch ein großer Wirtschaftsfaktor. Die ARD hat im Jahr 2022 rund 8 Milliarden Euro zur Bruttowert-schöpfung in Deutschland beigetragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des unab-hängigen Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR im Auftrag der ARD. Laut der Studie (Kosten 60.000 Euro) sichert die ARD in der deutschen Wirtschaft mehr als 55.000 Arbeitsplätze außerhalb der eigenen ör Einrichtungen und Werbe-Unternehmen. Auf einer PK am 8.11.2023 führte Kai Gniffke, ARD Vorsitzender, aus: "Die ARD sorgt nicht nur für publizistische Vielfalt, sondern sie ist auch ein Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Das zeigt das WifOR-Gutachten deutlich. In unsicheren Zeiten sichert die ARD verlässlich Beschäftigung auch außerhalb der ARD Medienhäuser."
Das Ziel der Studie ist es, „den ökonomischen Nutzen der ARD im Jahr 2022 in Deutschland aufzuzeigen. Zu diesem Zweck werden ökonomische und sozioökonomische Kennzahlen berechnet und herausgestellt. Mit Hilfe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) des deutschen statistischen Bundesamtes werden die direkten Effekte, sowie die indirekten und indizierten Effekte, die sogenannten Ausstrahleffekte, quantifiziert. Auf dieser Grundlage wird der Einfluss der ARD auf verschiedene Kenngrößen der deutschen Volkswirtschaft, wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder dem Arbeitsmarkt ermittelt. Die Datenbasis dieser Studie bilden die Gewinn- und Verlustrechnungen (GuV), Bilanzen und Einkaufslisten der neun Landesrundfunkanstalten“. Eine vergleichbare Studie bzgl. des ZDF gibt es derzeit nicht.
Die fünf Kernaussagen der Studie lauten:
1. Die ARD ist ein Wertschöpfungsgarant
Sie trägt 2022 8 Milliarden Euro Wertschöpfung zur deutschen Volkswirtschaft bei. Die wichtigste Kenngröße der Berechnung ist die Bruttowertschöpfung. Sie gibt den Beitrag der ARD zum deutschen BIP an. Die direkte Bruttowertschöpfung der ARD beträgt 2022 2,8 Milliarden Euro. Darüber hinaus wurden 5,2 Milliarden Euro Wertschöpfung durch Ausstrahl-effekte (Folgeaufträge von weiteren Unternehmen) generiert. Insgesamt ergibt das einen Gesamtbeitrag der ARD zur Wertschöpfung in Deutschland von 8 Milliarden Euro. Mit diesem Wert liegt ihr Wertschöpfungsmultiplikator bei 1,88. Das ist deutlich höher als der ihrer Branche, der audiovisuellen Medien und Rundfunkveranstalter, von 0,92 (BBC 1,63). Anders gesagt bedeutet das, die ARD trägt pro direkt erzeugten Euro Beitrag zum BIP, 2,88 Euro insgesamt an Wertschöpfung bei.
Zum Punkt Wertschöpfung durch die ARD-Werbeeinnahmen führt WifOR aus: „Der gesamte Produktionswert der ARD beläuft sich auf knapp 7 Milliarden € - davon 85%, also 5,9 Milliarden aus Rundfunkbeiträgen und 6%, also 417 Millionen €, aus Werbeeinnahmen“. Da die Einnahmen keine gesonderten Verwendungszwecke haben und nicht bekannt ist ob Werbeeinnahmen speziell für Produktion, Löhne, Einkäufe genutzt werden, ist davon auszu-gehen, dass die Effekte einen gleichmäßigen Anteil haben. Das bedeutet, die Werbeein-nahmen hätten einen Anteil von etwa 6% an den Gesamteffekten und damit knapp 480 Millionen € Bruttowertschöpfung und 4.600 Arbeitsplätzen.
2. Die ARD als flächendeckender Beschäftigungsstabilisator
Sie sichert über 77.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Im Jahr 2022 beschäftigte die ARD 22.100 Festangestellte und über 23.000 freie Mitarbeiter. Seit 2015 hat die ARD knapp 2.200 Stellen abgebaut. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) gibt einen jährlichen Abbau von 0,5 % der Planstellen vor, welcher somit umgesetzt wurde. Durch das Einkaufen von Dienstleistungen und Waren und die enge Zusammenarbeit mit der Kultur und Kreativwirtschaft, beispielsweise durch die hohe Quote an unabhängigen Produzenten und Produzentinnen, sichert die ARD weitere Arbeitsplätze in Deutschland. Insgesamt 77.000 Arbeitsplätze werden durch die wirtschaftliche Aktivität der ARD gesichert. Durch die föderale Struktur mit LRAs passiert das flächendeckend in Deutschland. Das ent-spricht 2,5 weiteren Arbeitsplätzen pro direkten Arbeitsplatz. Der Beschäftigungsmultiplikator liegt deutlich über dem ihrer Branche von 1,84 (BBC 1,7).
3. Die ARD und ihr Angebot sind „Made in Germany“
Die ARD bezieht 97% ihrer Vorleistungen aus Deutschland. Durch die hohe Zahl an Vorleis-tungen im Inland, werden dort auch höhere Effekte ausgelöst. Da auf Ebene der Landesrund-funkanstalten die Einkäufe stattfinden, kommt es auch hier zu flächendeckender Unterstüt-zung der regionalen und nationalen Wirtschaft.
4. Die ARD als Förderin der Kultur- und Kreativwirtschaft
Die ARD trägt mir ihrer wirtschaftlichen Aktivität 2,4 Milliarden Euro Wertschöpfung in der Kultur- und Kreativwirtschaft bei. Zusätzlich dazu sichert sie 21.000 indirekte Arbeitsplätze in dieser. Durch ihr Kaufverhalten stärkt die ARD die deutsche Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW). 61 % ihrer Einkäufe stammen aus diesen Branchen, mit den größten Anteilen in der audiovisuelle Medien und Rundfunkbranche und der Informationsdienstleistungs- und Tele-kommunikationsbranche. 58 % ihrer indirekten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte entstehen in der deutschen Kultur- und Kreativbranche. In konkreten Zahlen bedeutet das eine indirekte Wertschöpfung von 2,4 Milliarden Euro in diesen Branchen und 21.000 zusätz-lichen Arbeitsplätzen.
5. Die ARD strahlt weitere sozioökonomische Effekte aus
Die Effekte der ARD sind nicht nur rein ökonomischer Natur. Durch ihre Arbeit werden zusätzlich eine Reihe sozioökonomischer oder gesellschaftlicher Effekte ausgelöst. Die ARD fördert junge Talente durch die Beschäftigung von 766 Auszubildenden, 399 Volontärinnen und Volontären und über 1.700 Praktikumsplätzen im Jahr 2022. Mit ihrer Ausbildungsquote von 3,5 % liegt sie über dem deutschen Durchschnitt und beweist auch in Krisenzeiten durch ihre Stabilität.
Weiter heißt es in der WifOR-Studie: „Die ARD steht für unabhängige und hochwertige Nachrichtenberichterstattung. Sie hat eine sehr große Reichweite in einer diversen Ziel-gruppe. Somit kommt sie ihrem Auftrag der Wissens- und Bildungsvermittlung für alle Bürgerinnen und Bürger nach. Um auch weiterhin, die jüngere Generation zu erreichen, weitet die ARD ihr digitales Programm stetig aus. Die Nutzung der Media- und Audiotheken steigt seit 2013 stark. Gleichzeitig bietet die ARD auch einen großen Teil ihrer Programme barrierefrei, also beispielsweise mit Untertiteln oder in einfacher Sprache, an, um Wissen für alle zugänglich zu machen. Als Stifterin des Deutschen Rundfunkarchivs trägt sie maßgeblich zur Erhaltung des audiovisuellen Erbes bei. Die Analyse zeigt: Die ARD hat einen hohen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen für Deutschland. Doch auch ein Medienhaus ihrer Größe und ihres Status ist mit den Herausforderungen und Veränderungen der heutigen Zeit konfrontiert. Unabhängige und qualitativ hochwertige Medien und Informationen sind auch heute von großer Bedeutung und der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Mittel diese zu ermöglichen“.
Derzeit werden die ARD- und ZDF-Finanzen von der Finanzkommission KEF überprüft und durchleuchtet. Die KEF wird in wenigen Wochen eine Empfehlung betr, der Höhe der Rdf.-Gebühr aussprechen. Bleibt es bei monatl. 18,36 € oder wird der Beitrag erhöht. Sechs Landesregierungen sind aktuell gegen eine Erhöhung und auch die CDU-Landtagsfraktion in Sachsen – aktuell aber nicht die Regierung. So betrachtet erhofft sich die ARD mit dem WifOR-Gutachten wohl Rückenwind für mehr Geld in den ÖRR-Kassen.
Anmerkungen:
Das "unabhängige Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR ist ein Spin-Off der Technischen Universität Darmstadt. Seit unserer Gründung 2009 übersetzen wir volkswirtschaftliche Analysen in Entscheidungsgrundlagen – in den Bereichen Arbeitsmarkt, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Unsere Mission: mithilfe von Studien datenbasierte Lösungen für die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt zu entwickeln, globale Standards in der Nachhaltigkeitsmessung zu setzen und die Bedeutung von Gesundheitsinvestitionen weltweit sichtbar zu machen. WifOR beschäftigt über 75 Mitarbeitende in Deutschland, Griechenland, Lateinamerika und den USA."
Autorinnen und Autor der Studie: Paulina Roßnagel Dr. Richard Scholz Laura Merz
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