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Hans-Jürgen Kupka

Politik: Der ÖRR muss reduzieren



In Leipzig treffen sich ab Donnerstag (24. Oktober 2024) die 16 Ministerpräsidenten bzw. Bürgermeister, um mal wieder über die notwendige Reform des ÖRR zu beraten. Seit Jahren dreht sich alles nur im Kreis. ARD und ZDF, Kai Gniffke und Norbert Himmler, haben zwar von der Politik Aufforderungen zur Reduzierung von Kosten und Programmen erhalten, aber größere Umbauten am ör System wollen sie nicht realisieren – wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Und dabei sind die ör Mitarbeiter, auch die Intendanten, Angestellte der Bevölkerung, der Beitragszahler.


Die Rundfunkkommission der Länder hat vor Tagen einen Vorschlag zur Aufteilung der FS-Spartensender vorgestellt. Danach sollen folgende Angebote zusammengelegt werden: 3sat mit Arte (Kultur), ZDFneo mit ARD-alpha (Doku & Bildung), Phoenix mit Tagesschau24 (Politik/Aktuelles & Doku), ZDFneo mit ARDone (Junge Unterhaltung). Wie bisher würden KiKa (Kinder) und FUNK (Junge Menschen – nur non-linear) als Angebot erhalten bleiben. Hinzu kommen noch die Angebote in den Mediatheken: ARDKultur und ZDFKultur. Nach dieser Rechnung würden sich die Angebote von derzeit 12 auf 8 reduzieren – keine große Reform. Hinzu kommt der Hörfunk-Bereich. Hier soll sich das Angebot von 78 auf rd. 60 Programme reduzieren. Insbesondere Mehrfachangebote bei Pop-Musik, Info aktuell und Kultur sollen aus Kostengründen zusammengelegt werden. Teilweise werden vom ÖRR je Genre 8 bis 10 Programme mit den gleichen Inhalten ausgestrahlt – einmalig in der Welt. Und das in der heutigen Online-Welt.


Wie könnte unabhängig vom Politik-Vorschlag eine Aufteilung im FS-Bereich aussehen? Derzeit werden zu viele Programme mit gleichen Inhalten für zu kleine Zuschauergruppen angeboten. Das ist unübersichtlich und auch viel zu teuer. Damit schadet sich der ÖRR massiv, auch wenn er es selber nicht wahrhaben möchte. So erreichte ARDone mit seinen Dauer-Wiederholungen, bei 14-49-Jährigen nur einen Marktanteil (MA) von 0,6%, für ZDFneo sind es 2% (2023). Insgesamt waren es auch nur 1,1% bzw. 1,8%. Bei 3sat liegt der Wert bei 1,4% und bei Arte (deut.-franz. Projekt mit 10 europ. Partnern) bei 1,2%. 3sat sendet fast nur Wiederholungen (u.a. Dokus) und Prog.-Übernahmen aus Österreich und der Schweiz (Nachr.), ergänzt durch Genre-Filmtage wie Western, Märchen und Komödien. Nur 3 Sendungen produziert 3sat selber: nano (Wissenschaft), Kulturzeit und scobel (Thema Gesellschaft). Phoenix bietet neben Dokus, Politik- und Kultur-Live und erzielte 2023 einen MA von 0,8%. Tagesschau24 will ein Nachr.-Sender sein, ist es aber nicht (MA nur 0,4%). In Dauerschleife werden aktualisierte Nachrichten gesendet – Live-Ereignisse aus Politik/ Aktuelles werden fast nie übertragen. KiKa als Kinder- u. Schüler-Programm erzielte 2023 einen MA von 0,9% und ARD-alpha mit Dokus usw. aus Bildung und Kultur nur 0,2%. Dazu kommen die FUNK-Onlineangebote, die aber die Mehrheitsgesellschaft der jungen Generation nicht erreichen, da sie sich in erster Linie an ein (halb-) linkes und großstädtisches Milieu richten.


Deutschland ist mit seinen 13 ör Sendeanstalten (inkl. Arte), 19 FS- und 78 HF-Programmen (Plus Online-Angebote) und einen Gesamtvolumen von jährlich 10,8 Mrd Euro (inkl. Deutsche Welle) noch immer Weltmeister, obwohl wir uns dieses aufgeblähte und teure System seit Jahren eigentlich gar nicht mehr leisten können. Wie könnte nun konkret, insbesondere das FS-Angebot von ARD und ZDF aussehen? Es ist seit vielen Jahren eine Unsitte von ARD und ZDF, sperrige Sendungen (besonders für Minderheiten) in div. Neben-Programmen auszulagern – dabei ist der ör Sendeauftrag eindeutig. Weniger (teure) Massen-Unterhaltung (inkl. Fußball), dafür mehr typische ör Angebote aus Information, Regionales, Kultur, Bildung und dem Alltagsleben.


Reform-Vorschlag Alpha 25


1. DAS ERSTE der ARD wird zu einem informations-orientiertem Hauptprogramm umgebaut und bietet stündlich mind. 15 Minuten Nachrichten (bei ak. Ereignissen auch mehr) an. Um 9, 12, 18 und 22 Uhr jeweils 30 Minuten. Eingestellt wird das Werberahmenprogramm – die Werbezeit von 20 Min. (Mo – Sa) geht an das ZDF. Von 17:15 bis 20 Uhr werden anspruchsvolle ör Sendungen angeboten: 17:15 Brisant, 17:45 Europa heute, 18:00 Ak. Abend-Magazin, 18:30 Kultur populär (mit Heimat & Freizeit), 19:00 Kulturzeit, 19:30 ARD extra (Tages- u. Zeitgeschehen/Hintergründe, Berichte, Interviews). Die Tagesschau um 20 Uhr erhält 20 bis 25 Minuten Sendezeit.


2. Phoenix behält sein bisheriges Konzept mit Dokus, Live-Übertragungen aus Politik, Gesellschaft und Kultur. Übernommen werden Doku-Reihen von 3sat und ZDFneo. Zu aktuellen Ereignissen unterbricht Ph. sein Programm und informiert die Zuschauer – auch im Abendprogramm (Hinweise dbzgl. in allen ör Programmen).


3. Arte wird mit 3sat und ARD-alpha zusammengelegt und übernimmt insbesondere die Sendungen „nano“ (um 19:30) und „scobel“. Dazu Dokus aus Kultur und Natur. Arte sollte neue europ. Sendungen ins Programm nehmen: Politik-Magazin, Politik-Diskussion, Bürger-Sendung mit Politikern im Gespräch.


4. KiKa behält sein bisheriges Konzept.


5. Für die junge Generation wird ein neues ör FS-Programm konzipiert, als Vorbild dient hier BBC-TV 4. Dieses Programm soll sich insbesondere an die junge Mehrheitsgesellschaft richten, aber auch Angebote für div. Minderheiten anbieten. Übernommen werden Unterhaltungs- und Informations-Sendungen von ARDone, ZDFneo, FUNK und den (ARD-) Dritten.


6. ARD und ZDF bieten mit ihren Mediatheken Kultur-Sendungen an. Alternativ wäre auch ein neues Kultur-FS-Programm möglich – mit den Angeboten aus den Angeboten Punkt 1. bis 3. Ob es sinnvoll wäre, ist letztlich auch eine Kostenfrage.


7. Die 7 (ARD-) Dritten erhalten ein gemeinsames Tagesprogramm bis 17 Uhr. Angeboten werden insbesondere Dokus und Reportagen aller ör Sendeanstalten. Dazu kommen zeitliche Auseinanderschaltungen für Nachrichten und Landes-Magazine und aktuelle Sendungen aus Politik und Kultur.


8. Ergänzt werden diese Programme mit Angeboten aus den Mediatheken von ARD und ZDF (und Arte), wie es schon derzeit der Fall ist.


Dieses Gesamtangebot ist übersichtlich, zielgerichtet und ermöglicht große Einsparsummen in Programm, Personal, Verwaltung und Verbreitung. Gegenüber dem derzeitigem Angebot mit insgesamt 10 FS-Programmen und 2 Kultur-Mediatheken, reduziert sich der Reform-Vorschlag auf nur noch 5 oder 6 Programme. Der ÖRR, ARD und ZDF, kann sich verstärkt auf die jeweiligen Sendungen konzentrieren und das Publikum erhält ein übersichtliches Programmangebot zu Kosten, die sich im europäischen Rahmen bewegen. Der Politik würde im ör Fernsehen ein Meilenstein gelingen und der Rundfunkbeitrag müsste nicht erhöht werden. Und genau das fordern 3 von 4 Bürgern von den Politikern, wie auch mind. 7 Ministerpräsidenten bzw. Bürgermeister. Um die Reformen zügig zu realisieren, sollte die Politik den Sendeanstalten evtl. unabhängige Medienexperten an die Seite stellen. Denn, dem ÖRR läuft die Zeit und die Akzeptanz durch die Bürger davon. Die Zeit ist reif für konsequente Reformen und daher muss "Alpha 25" schon im Jahr 2025 realisiert werden.



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