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RBB: Schöne Aussichten?


RBB-Fernsehzentrum Berlin - Foto/rbb Hanna Lippmann


An diesem Mittwoch (28.8.24) schlägt in der 14. Etage im Funkhaus in Berlin-Charlottenburg die Stunde der Wahrheit. Dann möchte RBB-Intendantin Ulrike Demmer in einer gemütlichen Runde mit Medien-Journalisten über den RBB, den ÖRR und deren Sorgen, Nöte und Zukunftsaussichten sprechen. An ihrer Seite werden Programmdirektorin Katrin Günther und die Direktorin für Verwaltung, Produktion und Betrieb, Nicole Küchler-Stahn, sitzen. In den letzten Monaten hatten sich die Themen aufgestaut – der RBB ist ja seit August 2022 Stamm-gast in allen Medien. Seit dem Sommer 22 ist der Name Patricia Schlesinger ein Begriff für Medienexperten, Politiker und auch für viele Bürger.


Seit 12 Monaten ist Frau Demmer jetzt Intendantin vom RBB und nun lädt sie zum Informati-ons- und Meinungsaustausch ins Funkhaus ein. Warum aber so spät? Die größten Trümmer hatte ja schon Übergangs-Intendantin Katrin Vernau (kam und ging zurück zum WDR) beiseite geräumt. In der Politik erhalten zB Minister eine „Schonfrist“ von 100 Tagen – danach fragt die Presse kritisch nach. Ulrike Demmer, ein Medien-Profi (Journalistin und ehem. Führungskraft im Bundespresseamt), hätte bei der kritischen RBB-Situation so betrachtet schon vor Weih-nachten 2024 zum Kennenlernen und Gedankenaustausch einladen können.


Welche Brocken müssen nun von der RBB-Führung gelöst und beseitigt werden? Ein Novum im ÖRR, die Sender-Führung besteht aus drei Frauen. Kommt evtl. noch ein vierter Posten hinzu, wäre das Quartett komplett. Das wichtigste Thema ist, wie in Berlin & Brandenburg üblich, die Frage der Finanzen. Vor Monaten hat die Intendantin durchblicken lassen, dass der RBB (viel) mehr Geld benötigt – eine Gebührenerhöhung ist das Wunschziel. Da die RBB-Kasse mehr als leer ist (typisch Berlin), wurde der Sender-Haushalt mit viel Fantasie gestaltet. Von 2023 auf 2024 wurde der Etat von 563 Mio auf nur noch 523 Mio Euro reduziert und das bei den bekannten Preissteigerungen. Die Erträge reduzieren sich von 539 Mio auf 526 Mio Euro. Zum Erstaunen aller ARD-Kollegen, wurde aus dem Minus von 24,7 Mio (2023) ein kleines Plus von 3,8 Mio Euro in 2024. Gekonnt wurden die Prog.-Aufwendungen (inkl. Pers.-Kosten) von 416 Mio auf 399 Mio Euro reduziert, die Aufwendungen für die Altersversorgung sogar von 53 Mio auf 25 Mio fast halbiert. Warum aber die Verwaltungsaufwendungen von 72 Mio auf 78 Mio Euro steigen mussten, können viele Menschen innerhalb und außerhalb des Funkhauses überhaupt nicht verstehen. Wenn schon, dann sollte ein durchdachtes Sparkon-zept mehr einbringen, zumal die Planstellen mit 1.475,5 auch noch gleich blieben.


Eine ör Sendeanstalt hat einen Sendeauftrag, soll in erster Linie gute Programme herstellen und senden und in puncto Verwaltung nicht den öffentlichen Dienst imitieren. Wie ist es um die RBB-Programme bestellt? Mit der Radioflotte ist rbb-Programmdirektorin Katrin Günther jedenfalls zufrieden – mehr geht natürlich immer. Ganz anders sieht es aber beim Fernseh-angebot aus. Weil der RBB in 2 Jahren mind. 49 Mio Euro einsparen muss, wurde das RBB-FS-Programm radikal auf ein Minimum für ein akzeptables ör Programm reduziert – die Sender-leitung konzentriert sich auf die Kernzeit zw. 18 und 22 Uhr. Viele Zuschauer, und auch ör Mitarbeiter, sind enttäuscht und der TAGESSPIEGEL bezeichnete das Angebot sogar als Provinz-Fernsehen. Teure Sendungen mussten natürlich reduziert/entfernt werden, aber warum gibt es eigentlich keine landespolitischen Sendungen (von jeweils 1 Std.)? Wenn wir schon in einem Bundesstaat leben, einen föderalen ör Rundfunk vorfinden, gehören derartige Sendungen zum Pflichtprogramm – zumal es sich um preiswerte Angebote handelt. Und mit Berlin als 4 Mio-Metropole und Hauptstadt, sollte es auch Angebote aus Kultur, Wissenschaft und Internationales (insbesondere preiswerte Gesprächsrunden) geben.


Sehr, zu, leicht macht es sich der RBB mit dem Tagesprogramm. Nach der Wiederholung der 2 Regional-Magazine (Bln/Bdbg) um 8 Uhr, sieht das Programm zw. 9 und 18 Uhr wie buntes Unterhaltungs-FS von der „Spree-TV-Welle“ aus: 5 Serien, 1 lustiger Film, 2 amüsante Tier-Sendungen und 1 Koch-Show. Dazu 2 reg. Nachr.- (insg. 25 Min.) und 1 Kinder-Sendung (5 Min.). Was hat das bitte noch mit dem ör Sendeauftrag zu tun? Warum gibt es keine (an-spruchsvollen) Infor.-Sendungen (zB für Rentner und Migranten), warum keine Reportagen und Dokus? Immer mehr Bürger und Politiker sind frustriert – aber auch ör Mitarbeiter. Dieses bunte Programm könnte sich der RBB auch vergolden und mit bunter Werbung Geld ver-dienen. Einfach diese 9 Stunden aus dem RBB ausklinken, an eine GmbH übertragen und ganz nebenbei füllt sich die leere Kasse. Vorbild könnte (das arme) Radio Bremen sein, dort wurde die halbe Belegschaft in die „Bremedia Produktion GmbH“ verlagert – dafür verdienen die Kollegen rd. 30% weniger Geld. Not macht eben erfinderisch. Der RBB verschenkt/ Verschleudert täglich (am Wochenende werden noch mehr Filme gesendet) wertvolle Sende-zeiten und auch Geld. Und dabei steht im Medienstaatsvertrag, Unterhaltung nur mit ör Profil. Was nun Frau Demmer, was tun Frau Günther?


Am Mittwoch ist jedenfalls für mehr als reichlich Gesprächsstoff gesorgt und die drei Damen aus der Führungsetage dürfen sich auf eine interessante und muntere Gesprächsrunde freuen. Wie gesagt, in den letzten Monaten haben sich viele Themen und (kritische) Fragen eingefunden und aufgestaut – ob allerdings 2 Stunden dafür ausreichen werden? Auf jeden Fall können die Medien-Gäste die schönen Rundum-Aussichten von der 14. Etage genießen und über die zahllosen Dächer von Berlin bis nach Brandenburg blicken. Berlin hat also auch mal schöne Seiten.





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