„Der beste Deal“ – ARD-Verbraucher-Sendung verliert 670.000 Zuschauer
Die Idee der ARD-Programmplaner, montags um 20.15 Uhr ein Verbraucher-Magazin mit dem Titel „Der beste Deal“ ins Programm zu nehmen, war nicht schlecht, aber auch nicht besonders originell. Sendungen dieser Art gibt es in fast allen Programmen. Statt wilde Tiere und sensationelle Natur-Reportagen, will die ARD um diese Uhrzeit die Zuschauer lieber vor üblen Tricks und falschen Versprechen im Konsumalltag warnen und an die ZDF-Verbrauchersendungen vom Dienstag erfolgreich anknüpfen. Der erste „Deal“ am 3. September 2018 erreichte immerhin 2,31 Millionen Zuschauer (ab 3 Jahren) und eine Quote von 8,1 Prozent. Die ZDF-Sendung eine Woche später (11.9.18), „Nelson Müllers Lebensmittelreport“, erreichte aber 2,57 Millionen und eine Quote von 9,3 Prozent. Und mit dem „Besten ARD-Deal“ ging es nach nur einer Woche schon abwärts. Nur noch 2,08 Millionen Zuschauer (Quote 7,2%) wollten die Verbraucher-Sendung am 10. September sehen. Aber nicht genug damit – es ging weiter abwärts. Den dritten „Deal“ am 17. September 2018 sahen sich nur noch 1,64 Millionen Zuschauer an, die Quote lag bei 5,7 Prozent. Damit hat die große ARD (Jahres-Etat über 2 Mrd. Euro) nach nur zwei Wochen 670.000 Zuschauer beim Start in die Woche zur besten Sendezeit verloren. Bei der Einschalt-Quote gab es ein Minus von 2,4 Prozentpunkten. Und der gestrige Tag (17.9.18) war für die ARD wahrlich ein schwarzer Montag. Mit einer Tages-Quote von nur 8,1 Prozent (Zuschauer ab 3 Jahren), ging DAS ERSTE nach dem ZDF (13,4%), den Dritten (12,4%) und RTL (10,2%), nur noch als vierter Anbieter durch das Ziel. SAT.1 lag mit 7,5 Prozent nur knapp hinter der ARD. Und es kommt noch dramatischer: Bei den Zuschauern in der Altersgruppe 14 bis 49 Jahren erreichte die ARD nur noch magere 4,4 Prozent. Die Werte für das ZDF betragen (auch nur) 5,2 Prozent, RTL 11,6 Prozent, SAT.1 9,1 Prozent und PRO7 stolze 11,8 Prozent (Zuschauer ab 3 Jahren nur 4,6%). Dementsprechend hoch ist das Durchschnittsalter der Zuschauer vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Mit jeweils 64 Jahren liegen ARD und ZDF hier deutlich an der Spitze, es folgen RTL mit 54 Jahren, SAT.1 mit 52 Jahren und PRO7 mit guten 38 Jahren.
Die ARD-Verantwortlichen haben mehr als nur ein Problem. Der gesamte gestrige Montag war eine mittlere Katastrophe, wobei das Tagesprogramm der ARD im Vergleich zum ZDF immer schlechter abschneidet. Das ARD-Boulevard-Magazin „Live nach Neun“ um 9.05 Uhr erzielte eine Quote von nur 4,5 Prozent, die zeitgleiche „Volle Kanne“ vom ZDF 13,3 Prozent. Am Vormittag schafft die ARD mit Quizshows und Seifenopern 4,7 bis 9,6 Prozent und das ZDF mit Krimis 14,6 bis 15,5 Prozent. Die Mittags-Boulevard-Sendungen „ARD-Buffet“ (9,4%) und „ZDF-drehscheibe“ (14,2%), zeigen ebenso den Unterschied. Das gleiche Bild ab 14 Uhr: Die ARD erzielt schlechte Werte, im Vergleich mit dem ZDF, mit den Seifenopern „Rote Rosen“ (12,8%) bzw. „Sturm der Liebe“ (14,2%), dem Ratespiel „Stadt, Land, Haus“ (3,9% – erste Sendung am 4.9.18 noch 5,3%) und dem Boulevard-Magazin „Brisant“ (10,3%). Das ZDF erreichte mit der „Küchenschlacht“ 14,9%, der Trödelshow „Bares für Rares“ 22,4%, dem Krimi „Rosenheim-Cops“ 22,5% und der Boulevard-Sendung „hallo deutschland“ 16,7 Prozent.
Der negative Trend geht weiter: Beim Quiz „Gefragt – Gejagt“ erreicht die ARD 14,3 Prozent und der ZDF-Krimi „SoKo 5113“ 17,5 Prozent. Die „19-Uhr-heute“ erzielte 16,5 Prozent (3,26 Mio. Zuschauer) und „ZDF-WISO“ 10,1 Prozent. Der ARD-Krimi ab 18.55 Uhr, „Morden im Norden“, kam nur auf 9,8 Prozent und die drei „Reste-Sendungen“ (jeweils rund 2 Minuten) vor der TAGESSCHAU, „Wissen vor acht“, „Wetter vor acht“ und „Börse vor acht“ zwischen 5 und 7 Prozent. Und immer eingerahmt von Werbeblöcken. Die „20-Uhr-Tagesschau“ sahen 4,25 Mio. Zuschauer, mit einer Quote von 16 Prozent.
Das ZDF (Jahres-Etat über 2 Mrd. Euro) hat am Montagabend einen taktisch-klugen Vorteil gegenüber der ARD. Während die ARD mit ihren „Deal-Sendungen“ eine Fehlentscheidung traff, und auch die „Hart aber fair“ Sendungen (populärer Meinungsaustausch) nur zwischen 7 und 11 Prozent erzielen (sind sehr Themen-abhängig), punktet das ZDF zeitgleich mit Krimis, Dramen und Thrillern. Am 3.9.2018 erzielte „Lotte Jäger und die Tote im Dorf“ 20,8 Prozent und 5,99 Mio. Zuschauer, am 10.9.18 erreichte „Gefangen – Der Fall K.“ (angelehnt an den Fall Gustl Mollath) 16,1 Prozent und 4,7 Mio. Zuschauer und am 17. September 2018 erzielte „Der Tod und das Mädchen – Van Leeuwens dritter Fall“ 17,1 Prozent und 4,96 Mio. Zuschauer. Und die zwei „Barnaby-Krimis“ bei ZDFneo am 17.9.18 erzielten mit 6,7 bzw. 7,4 Prozent und 1,86 Mio. bzw. 1,58 Mio. Zuschauern geradezu Traumwerte – zum Nachteil der großen ARD.
Damit die ARD am Montagabend erfolgreicher wird, muss sie nicht dem ZDF mit Krimis nacheifern – pro Jahr werden 8840 Kriminalfilme bzw. -Serien ausgestrahlt – pro Tag stolze 26,6 Krimis – aber, müssen es Verbraucher-Sendungen sein? Diese werden zeitgleich in drei Dritten Programmen angeboten. So am 17.9.2018 im NDR-FS der „Markt“ mit einer Quote von 11,6 Prozent und 0,67 Mio. Zuschauern (Werte nur für das NDR-Sendegebiet), der RBB-Sendung „Super.Markt“ mit 5,8 Prozent und 140.000 Zuschauern in Berlin und Brandenburg und in NRW die WDR-Doku „Lecker an Bord – eine kulinarische Sommerreise“ mit 9,6 Prozent und 616.000 Zuschauern im Sendegebiet.
Die ARD-Fernsehplaner sollten und müssen nach Alternativen Ausschau halten, soll DAS ERSTE noch eine sichere Zukunft haben (immer mehr Sport und Streaming-Angebote, kritische Bürger und Politikern, welche die Architektur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nachhaltig verändern könnten – Abbau und Reduzierung). Und hier einige Programm-Vorschläge für die ARD für den Montagabend: Ab 20.15 Uhr eine gute Comedy-Show, lustige Nonsens-Show oder geistreiche Satire und danach eine intelligente „Hart aber fair“-Sendung und oder ein politisch-kritisches Wochen-Magazin der Marke öffentlich-rechtlich. Und die TAGESTHEMEN sollten um 15 auf 45 Minuten erweitert werden, wie bei den Vergleichssendungen von BBC 2 und NPO 2 in den Niederlanden. Mehr Zeit für Berichte,Interviews, Wort-Duelle und Analysen. Und das „Gehetze“ und die Hinweise auf „facebook“, kommen ins Fernseh-Museum. Die ARD-Verantwortlichen haben Möglichkeiten, sie müssen nur aktiv werden. Oder, sie werden in Zukunft noch mehr Zuschauer verlieren.
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